Ein namenloses Grauen kriecht durch die Straßen der beschaulichen Stadt New Arkhamoore. Tentakel winden sich durch den Nebel, Wahnsinn verbreitet sich unter den Bewohnern, und über allem thront eine düstere Ahnung: Der Große Alte ist erwacht. Tiny Epic Cthulhu versetzt die Spieler:innen in ein kooperatives Abenteuer mit Lovecraft-Flair – kompakt, aber keineswegs harmlos.
Das Spiel ist in zwei Phasen gegliedert:
Übersetzung des Necronomicons – In dieser Phase sammeln die Ermittler Buchseiten, entschlüsseln Runen und bekämpfen die stetig auftauchenden Schlurfer.
Versiegelung der Portale – Haben die Ermittler alle 25 Runenfragmente entschlüsselt, beginnt der finale Wettlauf gegen den Großen Alten.
Dabei stellt jede Runde eine wachsende Herausforderung dar: Tentakel werden gezogen, Leisten füllen sich, Eskalationen treten ein. Jede Aktion birgt das Risiko, Wahnsinn zu ernten – und wenn einer fällt, verlieren alle.
Tiny Epic Cthulhu bietet trotz kompakter Box beeindruckendes Material:
Die Qualität der Komponenten ist durchweg hochwertig, das grafische Design stimmungsvoll, wenn auch mit leichtem Symbol-Overload für Einsteiger.
Das Herzstück des Spiels ist das geschickte Tentakel-Management. Jede Farbe steht für eine Emotion – und deren Balance ist entscheidend. Wer zu viele Tentakel einer Art sammelt, riskiert Eskalationen. Gleichzeitig müssen Spieler:innen ständig Prioritäten abwägen: Kämpfe, Buchseiten, Bewegung oder Portalversiegelung?
Besonders gelungen: Der Wechsel von Phase 1 zu Phase 2, der das Spielgefühl dreht. Während anfangs Aufklärung im Vordergrund steht, wird später alles auf eine letzte Chance verdichtet, das Böse zu bannen.
Koordination und Timing sind entscheidend – und wer das Spiel unterschätzt, landet schnell in der Verzweiflung. Glücksfaktoren (z. B. beim Tentakelziehen oder Würfeln) werden durch taktische Entscheidungen gut abgefedert.
Ein paar Einschränkungen gibt es dennoch:
Der Einstieg kann holprig sein – die Symbolik erfordert eine gewisse Einarbeitung.
Trotz hohem taktischem Anspruch bleibt die Downtime überschaubar.
Die Anleitung ist gut geschrieben, aber sehr verschachtelt – am besten hilft eine Erstpartie mit jemandem zu spielen, der die Regeln schon kennt.
Tiny Epic Cthulhu richtet sich klar an Fans kooperativer Spiele mit thematischem Druck und an Liebhaber von Arkham-/Lovecraft-Welten. Wer eher auf Engine-Building oder Eurogames steht, wird hier weniger glücklich.
Trotz Mini-Format bietet Tiny Epic Cthulhu großes Drama und echte Herausforderungen. Die clevere Mechanik rund um Eskalation, Emotion und Tentakelmanagement erzeugt eine dichte, leicht klaustrophobische Atmosphäre. Wer sich auf das Regelkonstrukt einlässt, wird mit einem cleveren und emotional packenden Koop-Erlebnis belohnt.
Empfohlen für:
🎭 Lovecraft-Fans
🤝 Koop-Strategen
🧳 Reisende mit Hang zum Wahnsinn
Nicht geeignet für:
📐 Euro Game-Liebhaber
🎈 Gelegenheitsspieler, die Regelstudium nicht mögen
Preis | ca. 30€ |